Die Evolution einer Stimmaufnahme

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Die wohl authentischste Covervrsion die ich bisher gemacht habe, dürfte „A victory of Love“ von Alphaville sein.

Nun, auch wenn ich sicherlich keine ausgebildete Kopfstimme habe und die Stärke meines Klangvolumens sicherlich im Bariton- und Bassbereich liegt, so ist es dennoch möglich, mit etwas elektronischer Hilfe, Klangvolumen in die hohen Bereiche zu bekommen. Die Aufnahmen entstanden 2017. Seitdem habe ich mich auch in den Höhen etwas entwickelt.

Die Rohaufnahmen, insbesondere der hohen Passagen, sind hier noch sehr kehlkopfig und mussten deshalb mit Hall, Harmoniestimmen und klanglicher Abstimmung der Doppelspur drastisch aufgepeppt werden.

Weiterhin konnte ich damals meine Stimme noch nicht genau genug einpitchen, so dass immer wieder Pitchfluktuationen und überoszillierte Vibratos entstanden, die mit Vari Audio – heute habe ich eine abgespeckte Version von Melodyne zur Verfügung – ausgebessert werden mussten.

Ich habe mir dieses Stück aus mehreren Gründen ausgesucht:

  • Mein Stimmumfang entspricht in etwa dem des Herrn Schirrbaum (aka Marian Gold), auch wenn er in den Höhen deutlich besser ausgeprägt ist.
  • Ich kenne den Text auswendig und weiß wann die Einsätze kommen
  • Für das Rock Genre ist meine Kopfstimme bei weitem nicht ausgeprägt genug

Also hab ich damit begonnen mir ein Midifile zu besorgen und erst mal ein Playback als Grundlage für die Aufnahme zu bauen.

Dann kamen die Aufnahmeübungen:

Nach der ersten Aufnahme muss man sich das dann erst mal selbstkritisch anhören. Das kostet etwas Überwindung. Dann folgen Übungen der Passagen die erheblich verbessert werden müssen. Irgenwann hebt man dann das auf, was man gebrauchen kann und nimmt den Rest partiell noch mal auf.

Manchmal verschlimmbessert sich dann die Aufnahme, so dass man etliche Iterationen benötigt.

Das war dann schon besser, aber es gibt noch an vielen Ecken zu feilen.

Einige Passagen müssen ausgebessert werden, den Rest kann man erst mal durch Editieren aufpeppen. Insbesondere im zweiten Teil „I stand in the rain ….. “ (@3:20) ist die Melodie total daneben, weil ich sie schlicht vregessen hatte. Also mischt man sie ins Playback mit ein. Die Glocken im Hintergrund sind übrigens für den Einsatz.

So, jetzt ist die Aufnahme so weit im Kasten. Jetzt kommt die Instrumentierung. Es sollte teils synthetisch, teils orchestral werden. Also werden aus dem Midi erst mal die Akkorde auf die Violinstimmen aufgeteilt, teils mit Legaturen, teils mit Staccatos, wie’s halt gerade passt.

Um dem ganzen eine eigene Note zu geben, wird die Instrumentierung etwas umarrangiert.

Hier ist wohl ein Missgeschickt passiert

Die schwierige Passage musste ich mehrfach aufnehmen. Diese will ich hier mal in vier unterschiedlichen Effestufen vorstellen.

Zunächst ganz trocken. Das klingt zwar fürchterlich, kommt aber genau so aus dem Mikrofon.

In nass (mit Hall) hört sich das dann folgendermaßen an

Hier mit Doppelspur (die zeitweise etwas aus der Spur ist)

Für die Doppelspur nimmt man in der Regel eine andere Aufnahme derselben Passage und mischt sie etwas (ganz wenig) zeitvrezögert nach Kanälen getrennt dazu.

Zu guter Letzt noch die Passage mit den Harmoniestimmen für die ganz hohe Passage, um die Tiefen etwas zu unterbauen.

Mit Instrumenten klingt das dann so

Nachdem der Vocal Track aufgenommen und editiert ist, kann das ganze nun gemischt und gemastert werden.

Jetzt werden die Lautstärkeverhältnisse untereinander abgeglichen, Kompressoren und Fliter (Equalizer) nachgeregelt, um den Sound aufzupeppen. Da darf man dann einige Variationen durchprobieren, bis es eben gut klingt.

Na und das ist dann das Endresultat