@Prof. Jochen A. Werner,
Ich respektiere, dass Sie sich als Arzt in Ihrer Beurteilung am Krankheitsbild von „COVID-19“ orientieren. Ich teile Ihre Einschätzung, was die sozialen und politischen Auswirkungen dieser sogenannten Pandemie angeht.
Was ich, als Nichtmediziner, jedoch nicht teile, das ist die rein medizinische Beurteilung der Erkrankung. Die Menschheit ist ca. eine halbe Millionen Jahre alt und hat über diesen Zeitraum gelernt, unabhängig welche evolutionären Theorien man favorisiert, in Symbiose mit mikrobischen Erregern (Bakterien, Vieren) und sonstigen Gefahren zu leben. Dass es hierbei in Randbereichen zu Kolateralschäden kommt liegt in der Natur der Sache. Ich hatte die Windpocken, Röteln, Masern, alles samt sogenannte Kinderkrankheiten mit einem gewissen Mortalitätspotenzial. Moderne Menschen leben mit Krankheiten wie Krebs, Rheuma, Diabetes etc. Es gibt dutzende gefährliche bakterielle Erreger, Tropenkrankheiten und einen ganzen Zoo an chronischen Krankheiten und Infektionskrankheiten. Ich kann mich noch lebhaft an einen Fall aus den 90’er Jahren erinnern, als eine Touristin das gefährliche Lassa Fieber eingeschleppt hat und im Verlauf der Erkrankung auch hieran gestorben ist. Ich erinnere mich deshalb so gut daran weil ich als Student Taxifahrer war und meinen Stammplatz direkt neben dem missionsärztlichen Insitut in Würzburg hatte, wo die Patientin versorgt wurde.
Wir haben doch ein Immunsystem, welches natürlich erst mal lernen muss mit bestimmten Erregern umzugehen, wenn sie neu sind. Die Tatsache, dass wir so weit gekommen sind, wie wir gekommen sind, zeigt mir, dass dieses Immunsystem gut funktioniert. Ich könnte jetzt, auch als Nichtmediziner etwas über B- und T-Lyppbozyten erzählen, über Macrophargen und andere Teile der Immunabwehr, aber ich möchte dies uns beiden ersparen.
Ich habe keine Angst vor Krankheiten und ich habe keine Angst vor dem Tod. Letzteres ist uns allen gewiss und alles weitere gehört zum normalen Lebensrisiko, nebst chronischen Erkrankungen oder dem Risiko einer schweren Behinderung. Deshalb erkenne ich bei COVID-19 seit Januar, als mir die ersten Nachrichten hierüber in den Browser geflattert sind, keine Andersartigkeit. Es ist nicht neu dass Erreger sich verändern und damit andere Symptome verursachen können. Damit muss der Organismus lernen zu leben. Um die Einzelfälle, für die dies nicht vermögen, gibt es die moderne Medizin. Es ist jedoch nicht einzusehen, dass sich die Gesellschaft wegen Einzelfällen in Sippenhaft nehmen lassen muss.
Ich will dies mit dem Fall eines Rollstuhlfahrers vergleichen. Ich lebe in einer behindertenfreundlichen Stadt. Das ist in Ordnung. Dennoch ist es doch nicht die Aufgabe der Gesellschaft sich auf die Probleme einer Minderheit einzustellen, bzw. ihr Leben nach den Bedürfnissen dieser Minderheit auszurichten. Rücksichtnahme ja, aber diese hat ihre Grenzen. Dies sage ich Ihnen als jemand, der 5 1/2 Jahre eine – körperlich relativ leicht – behinderte Ehefrau hatte, deren psychische Erkrankungen allerdings meinen Alltag dominierten, wobei die körperliche Behinderung immer als Vorwand vorgeschoben wurde. Unter diesen psychischen Erkrankungen war auch ein Waschzwang. Ich selbst hatte als Student Hypochondrie. Beides habe ich überwunden, nur um jetzt mit anzusehen dass eine Massensysterie die Hypochonder und den Hygienewahn an allen Ecken und Ende wieder einführt.
COVID-19 als Erkrankung geht mich nichts an. Es wird zu meinem Thema gemacht und das empfinde ich als psychische Gewalt und Nötigung. Wenn ich daran erkranke, dann geht es mich für die Dauer der Erkrankung etwas an. Habe ich Spätfolgen oder sterbe ich daran, dann ist das halt so. Das kann ich akzeptieren, das ist das normale Lebensrisiko. Ich kann aber nicht akzeptieren, dass es seit Ende März gegen meinen Willen mutwillig zu meinem Thema gemacht wird, nebst allen anderen Nötigungen und Einschränkungen, von den psychischen Folgenund Spätfolgen ganz abgesehen.